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Resistenz bei Salmonellen im Labor 28 im Zeitraum von 2019 bis 2024

Die Spezies Salmonella enterica wird aufgrund von Oberflächenstrukturen in verschiedene Serovare eingeteilt. Diese Serovare können in zwei Gruppen unterteilt werden, die grundlegend unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen.

DR. MED. AIDA BAJRAKTAREVIC

Zum einen gibt es die Gruppe der typhoidalen Salmonellen: S. var. Typhi oder S.var. Paratyphi A/B/C. Diese verursachen das Krankheitsbild des Typhus bzw. des Paratyphus. Diese Erkrankungen sind systemische Erkrankungen, die durch anhaltend hohes Fieber, Bradykardie und Abgeschlagenheit gekennzeichnet sind.

Zum anderen gibt es die heterogene und deutlich größere Gruppe der nicht-typhoidalen Salmonellen (NTS), die primär Gastroenteritiden verursachen. In seltenen Fällen können Infektionen mit NTS systemisch verlaufen. Die häufigsten NTS-Serovare in der EU sind S. var. Enteritidis, gefolgt von S. var. Typhimurium.

Durch NTS verursachte Gastroenteritiden verlaufen in den meisten Fällen selbstlimitierend, sodass eine supportive Therapie oft ausreichend ist. Eine antibiotische Therapie ist in der Regel nicht notwendig. Dennoch gibt es Risikopopulationen wie zum Beispiel Immunsupprimierte, bei denen eine antibiotische Therapie indiziert sein kann, die jedoch meistens ambulant durchgeführt werden kann. Bei Vorliegen einer invasiven Infektion mit NTS ist eine antibiotische Therapie indiziert.

Für die Auswahl einer optimalen kalkulierten antibiotischen Therapie ist das Wissen um regionale Antibiotikaresistenzen essenziell. Die aktuelle Leitlinie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft empfiehlt die Therapie mit Ciprofloxacin bei Infektionen mit NTS. Ciprofloxacin kann oral appliziert werden und erreicht gute Wirkspiegel. Im Gegensatz dazu wird in der aktuellen AWMF-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie und Stoffwechselkrankheiten aufgrund der wachsenden Resistenzsituation eine klare Empfehlung gegen die kalkulierte Therapie mit Ciprofloxacin ausgesprochen. Hier wird bei akuter infektiöser Gastroenteritis die Therapie mit Azithromycin empfohlen.

Infektionen mit typhoidalen Salmonellen sollten in jedem Fall antibiotisch behandelt werden. Hierfür wird auf der Seite des Robert Koch-Instituts ebenfalls deutlich von einer kalkulierten Therapie mit Ciprofloxacin abgeraten.

Im Folgenden werden die Resistenzdaten des Labors 28 für S. enterica-Isolate im Zeitraum von 2019 bis 2024 im Großraum Berlin dargestellt.

Auswertung Resistenzdaten

Im Beobachtungszeitraum von Januar 2019 bis Dezember 2024 wurden insgesamt 712 Salmonellenisolate nachgewiesen. Hiervon konnten insgesamt 208 Isolate als S. var. Enteritidis und 185 Isolate als S. var. Typhimurium identifiziert werden. Die restlichen 319 Isolate verteilten sich auf übrige Serovare (Abbildung 1).

Abbildung 1. Häufigkeit der verschiedenen Salmonellen-Serovare

Insgesamt konnte bei 112 Isolaten (15,7 %; 95 % KI: 13,2–18,6 %) eine Ciprofloxacinresistenz nachgewiesen werden. Davon gehörten 58 Isolate zum Serovar S. var. Enteritidis (51,8 %; 95 % KI: 42,6–60,8 %) und 16 Isolate zum Serovar S. var. Typhimurium (14,3 %; 95 % KI: 8,9–22,1 %).

Über den Beobachtungszeitraum zeigte sich über die Gesamtheit aller nachgewiesenen Salmonellenisolate ein Trend für den Anstieg der Ciprofloxacinresistenz (2019: 12 Isolate, 10,7 %; 95 % KI: 6,1–17,9 % versus 2024: 27 Isolate, 17,8 %; 95 % KI: 12,5–24,7 %; p = 0,118).

Wird die Ciprofloxacinresistenz für die jeweiligen Serovare betrachtet, so kann festgestellt werden, dass sich bei S. var. Typhimurium und auch für die Gruppe der restlichen Serovare keine signifikante Zunahme der Ciprofloxacinresistenz im Beobachtungszeitraum zeigte. Ein signifikanter Resistenzanstieg (p < 0,0001) zeigte sich hingegen für S. var. Enteritidis (Tabelle 1).

Tabelle 1. Vergleich der Entwicklung der Ciprofloxacinresistenzraten für die Serovare S. var. Enteritidis, S. var. Typhimurium und restliche Serovare (alle Serovare ohne S. var. Enteritidis und ohne S. var. Typhimurium) für die Jahre 2019 und 2024

Salmonella-Isolate, die eine Ciprofloxacinresistenz aufwiesen (insgesamt 112 Isolate), wiesen in 36 Fällen (32,1 %; 95 % KI: 24,2–41,3 %) auch gleichzeitig eine Resistenz gegen Amoxicillin auf. Diese Ko-Resistenz trat signifikant häufiger (p < 0,0001) bei S. var. Typhimurium- (12 Isolate; 75 % aller S. var. Typhimurium mit Ciprofloxacinresistenz; 95 % KI: 50,0–90,3 %) als bei S. var. Enteritidis-Isolaten (5 Isolate; 8,6 % aller S. var. Enteritidis mit Ciprofloxacinresistenz; 95 % KI: 3,3–19,1 %) auf. Eine Cotrimoxazol-Ko-Resistenz war selten und wurde im gewählten Beobachtungszeitraum nur bei insgesamt 6 Isolaten (5,4%; 95 % KI: 2,2–11,4 %) gesehen.

Zusammengefasst zeigen diese Daten, dass wir für den Untersuchungszeitraum eine Zunahme der Ciprofloxacinresistenz vor allem bei S. var. Enteritidis beobachten konnten. Da es sich bei S. var. Enteritidis um das häufigste Serovar handelt, sollten, wie in der AWMF-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen auch formuliert, bei Verdacht auf oder bestätigter Salmonellen-Infektion Fluorchinolone kein Bestandteil der kalkulierten antibiotischen Therapie sein.

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Literatur:

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